Psychische Erkrankungen: Wenn der Kopf sein Gleichgewicht verliert
Neben der körperlichen Gesundheit kann ebenso auch die psychische Befindlichkeit eines Menschen negativ beeinträchtigt werden. Empfindet eine Person ein allgemeines seelisches und geistiges Wohlbefinden, so zeichnet sich seine Psyche durch eine gesunde Balance aus. Man spricht von psychischer Gesundheit. Eine gesunde Psyche trägt wesentlich zur Leistungsfähigkeit einer Person bei und hilft, Belastungen und Stress erfolgreich bewältigen zu können. Gerät das Innenleben jedoch aus seiner natürlichen Balance und nimmt einen negativen Zustand an, so hat dies weitreichende Auswirkungen auf das Leben und die Lebensqualität des Betroffenen.
Psychische Erkrankungen und Risikolebensversicherung?
Für den Abschluss einer Risikolebensversicherung stellen psychische Erkrankung eine große Erschwernis dar. Man denke nur an das höhere Suizid-Risiko bei Menschen, die an einer Depression erkrankt sind. Versicherer lehnen Antrage von Personen, die eine Vorerkrankung aufweisen, deshalb oft ab. Dennoch ist der Abschluss einer Risikolebensversicherung auch bei einer bestehenden psychischen Erkrankung möglich. In einem unserer Praxisberichte schildern wir einen konkreten und beschreiben unser Vorgehen als Versicherungsmakler bei der Vermittlung der Versicherung.
INFO
Klassifikation psychischer Erkrankungen
Eine psychische Erkrankung oder Belastung kann sich in den verschiedensten Formen und Symptommustern manifestieren. Betroffen bzw. beeinträchtigt sind hierbei vor allem die Wahrnehmung, das Denken und das Fühlen einer Person. Außerdem können soziale Bindungen oder das Selbstbild verzerrt sein. Eine Einteilung anhand der Symptome erfolgt nach der International Classification of Diseases (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in folgende Diagnosegruppen:
diagnosegruppe
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Beispiele psychischer erkrankungen
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F00-F09 Organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen 191_57a1b4-4f> |
Alzheimer Demenz, Vaskuläre Demenz 191_e3d47a-0b> |
F10-F19 Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen 191_fcbead-f2> |
Alkohol-, Opioid- oder Kokainabhängigkeit 191_511d03-ff> |
F20-F29 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen 191_d2988a-68> |
Schizophrenie, Schizoaffektive Störung, Wahnhafte Störung 191_ed61be-32> |
F30-F39 Affektive Störungen 191_fdc4c3-cb> |
Depression, Bipolare affektive Störung, Manie 191_8ba24a-04> |
F40-F48 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen 191_9f497b-95> |
Phobische Störung, Angststörungen, Zwangsstörungen, Somatoforme Störung 191_088be5-8c> |
F50-F59 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren 191_38e38b-d6> |
Essstörungen, Schlafstörungen 191_3ecbaa-de> |
F60-F69 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen 191_2496f7-f2> |
Borderline, Paranoide oder Dissoziale Persönlichkeitsstörung 191_04378a-c6> |
F70-F79 Intelligenzstörung 191_629d4f-75> |
Leichte bis schwere Intelligenzminderung 191_471eb8-4b> |
F80-F89 Entwicklungsstörungen 191_e73fc2-0b> |
Autismus, Asperger-Syndrom, Lese-Rechtschreib-Schwäche 191_ce0aea-37> |
F90-F98 Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend 191_8e4d3b-ea> |
ADHS, Störungen des Sozialverhaltens, Tic-Störungen 191_19faca-db> |
F99-F99 Nicht näher bezeichnete psychische Störungen 191_5d56a9-2b> |
Sonstiges 191_3c5ce0-7a> |
Ursachen für psychische Erkrankungen
Die Übersicht zeigt, wie zahlreich und vielfältig psychische Erkrankungen sind. Ausprägung und Art sagen jedoch nichts über die Ursachen der Erkrankung aus. Diese unterscheiden sich individuell bei jedem psychisch Erkrankten. Betroffene weisen in ihrer Lebensgeschichte oft eine Kombination aus folgenden Risiko- und Belastungsfaktoren auf:
Psychische Erkrankungen ziehen sich durch alle Altersklassen und treten oft zusammen auf
Jährlich leiden ca. 33 % der Bevölkerung an mindestens einer psychischen Erkrankung. Darunter sind sowohl Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene jeglicher Altersklassen. Frauen sind durchschnittlich etwas häufiger betroffen als Männer, vor allem bei Angststörungen, Depressionen und Essstörungen. Männer hingegen leiden signifikant häufiger an Alkohol- bzw. Substanzmissbrauchsstörungen als Frauen.
Viele psychische Erkrankungen zeichnen sich durch eine hohe Komorbidität aus, was bedeutet, dass diese Störungen selten alleine, sondern häufig in Zusammenhang mit weiteren Erkrankungen auftreten. Beispielsweise tritt die Angststörung häufig zusammen mit einer Depression oder einer Suchterkrankung auf. Bei mehr als einem Drittel der psychisch Erkrankten wurden mehrere psychische Erkrankungen diagnostiziert.

Die 3 häufigsten psychischen Erkrankungen im Detail
Wie die Daten des Robert Koch-Instituts zeigen, stellen Angststörungen, Alkoholstörungen und unipolare Depressionen die drei häufigsten psychischen Erkrankungen dar.
Angststörungen
Die häufigste psychische Erkrankung ist gekennzeichnet durch übermäßiges und unverhältnismäßiges Angstempfinden ohne das Vorhandensein eines objektiven Grundes für diese Angst. So zeigen Betroffene auf bestimmte Stimuli oder Situationen extreme körperliche und seelische Angstreaktionen, die das Ausmaß natürlicher und schützender Angst weit übersteigen. Häufige Formen dieser Störung sind:
Panikstörung
Panikattacken treten ohne objektiven äußeren, nachvollziehbaren Anlass auf und können schwere körperliche Symptome hervorrufen
Phobien
Ängste, die durch spezifische ungefährliche Auslöser hervorgerufen werden (Spinnen, Höhe, geschlossene Räume, sozialer Kontakt)
Generalisierte Angststörung
Chronisches, erhöhtes Angstempfinden, welches sich nicht auf bestimmte Objekte oder Situationen beschränken lässt
Alkoholabhängigkeit
Alkohol ist ein in unserer Gesellschaft akzeptiertes und weit verbreitetes Genussmittel, das vor allem ein fester Bestandteil sozialer Anlässe geworden ist. Während gelegentliches Trinken alkoholischer Getränke keine größere Gefahr darstellt, ist ein übermäßiger Konsum stark gesundheitsgefährdend. Der Übergang von erhöhtem Konsum über Alkoholmissbrauch bis hin zur Abhängigkeit ist oft schleichend, sodass viele Betroffene die Suchtproblematik zunächst ignorieren und oftmals erst nach langer Zeit und auf Drängen anderer hin eine Beratung oder Therapie in Anspruch nehmen.
Depression
Die Symptomatik einer Depression setzt sich aus Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und Interessenverlust zusammen und übersteigt damit eine „normale traurige Stimmung“. Betroffene sind innerhalb einer depressiven Phase nicht in der Lage, ihren Alltag eigenständig zu meistern und sehen oft keinen Lebenssinn mehr. Die depressive Störung weist das höchste Suizidrisiko auf: Etwa 15 % der Erkrankten nehmen sich das Leben und rund die Hälfte begeht mindestens einen Suizidversuch.
Zur Ursachenklärung einer Depression werden verschiedene Modelle herangezogen, die sowohl auf kognitive Ursachen (zum Beispiel Verzerrungen in der Wahrnehmung und Informationsverarbeitung) oder auch auf biologische Einflüsse hinweisen (zum Beispiel ein gestörter Noradrenalin- und Serotoninstoffwechsel im Gehirn).
Diagnose und Therapie von psychischen Erkrankungen
Um eine psychische Erkrankung zu diagnostizieren, müssen zunächst körperliche Erkrankungen durch einen Arzt ausgeschlossen werden. Im Anschluss kann bei einem erfahrenen Facharzt oder Psychotherapeuten das Gespräch aufgesucht werden, um das Gesamtbild der Symptome und der Krankheitsentwicklung zu betrachten. Unter zusätzlicher Verwendung psychologischer Tests, so zum Beispiel spezielle Fragebögen, kann schließlich eine klinische Diagnose getroffen werden.
Ist die zugrundeliegende psychische Erkrankung bekannt, kann an einem geeigneten Interventionsverfahren gearbeitet werden. Je nach Art der Erkrankung eignen sich hierfür verschiedene Therapieansätze. In ihrer Wirksamkeit bestätigt sind vor allem die Verhaltenstherapie, die Psychoanalyse und die Systemische Therapie, die jeweils unterschiedliche Theorien und Interventionsmethoden verwenden.
Neben der psychotherapeutischen Behandlung besteht bei vielen Störungen auch die Möglichkeit einer pharmakologischen Behandlung. Beispielsweise lassen sich viele Angst- oder Depressionssymptome erfolgreich mittels entsprechender Psychopharmaka bekämpfen. Oft wird auch eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten angewandt, welche den Einzelmethoden meist überlegen ist.
Psychische Erkrankungen und Risikolebensversicherung?
Psychische Erkrankungen stellen ein hohes Gesundheitsrisiko dar. Wer daran erkrankt ist, hat es folglich auch schwerer, eine Risikolebensversicherung abzuschließen. Unmöglich ist es aber ist. In einem unserer Praxisberichte stellen wir Ihnen einen Fall vor, wo wir einem Mandanten trotz Depressionen und Suizidgedanken eine Risikolebensversicherung vermitteln konnten.